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Donnerstag, 9. August 2007
Olympia-Terror
pekingsommer, 08:43h
Olympia ist in Peking dieser Tage allgegenwärtig. Und ich glaube, wenns endlich soweit ist, ist diese Stadt nicht wiederzuerkennen. Taxifahrer machen Englischkurse, überall in Peking werden an Ständen Volunteers angeworben, die U-Bahnen sind zugekleistert mit Benimmregeln (wie stelle ich mich richtig an, warum trage ich mein T-Shirt nicht hochgekrempelt, auf den Boden rotzen ist nicht schicklich). Und die Olympia-Maskottchen und verwandte Organisationseinheiten müssen sowieso für alles herhalten - und wenns Bauzäune sind.

Seit einer guten Woche fahren angeblich eine Million Autos weniger in Peking, um zu testen, welche Auswirkungen das auf die Luftqualität hat (naja, vielleicht dauert das seine Zeit, bis man Effekte sieht...). Schließlich wäre das für die Publicity ziemlich schlecht, würde die Hälfte der Marathonläufer am Abschlusstag der Spiele auf der Strecke zusammenbrechen.
Und auch das Wetter wird nicht dem Zufall überlassen (und schon gar nicht der Natur): Seit einer Weile testen die Chinesen, wie sie die Wolken über der Stadt wegschießen können (mit so kleinen Raketen). Ich habe einen schönen Beitrag gesehen, in dem die Verantwortliche erklärt hat, kleine Wolken hätten sie schon im Griff, aber an den dicken Regenwolken arbeiten sie noch.
Die Arbeiten an den Sportstätten sollen angeblich super vorankommen und teilweise schon so gut wie abgeschlossen sein. Im chinesischen Fernsehen sah ich kürzlich eine Moderation mit dem neuen Nationalstadion im Hintergrund. Tolles Ding, das wollte ich aus nächster Nähe sehen. Als wir dort ankamen, fanden wir uns auf einer Baustelle (natürlich). Aber beeindruckend ist das "Vogelnest" auch jetzt schon.

Je näher man dran ist, desto weniger bekommt man mit. Das ist ja leider allzu oft so. Also habe ich leider die Aktion von Reporter ohne Grenzen verpasst, bei der ich nur zu gerne dabei gewesen wäre. Sie wollten in Peking darauf aufmerksam machen, dass es mit der Pressefreiheit immer noch nicht so weit her ist. Die Pressekonferenz und anschließende Minidemo (auf der sie T-Shirts trugen, die die olympischen Ringe als Handschellen zeigen) reichten offenbar aus, um Sicherheitskräfte auf den Plan zu rufen, die die anwesenden Journalisten für eine Weile festhielten.
Mehr Infos zu der Aktion gibt es hier auf der Homepage von Reporter ohne Grenzen.
Und dann waren da noch die Ein-Jahr-vor-Olympia-Feierlichkeiten am 8.8. um acht nach acht abends (die 8 verheißt den Chinesen Glück und Reichtum - vielleicht auch in umgekehrter Reihenfolge). "We are ready" sollte da gesungen werden, eine tolle Show auf dem Platz des Himmlischen Friedens war angekündigt.
OK, ich muss zugeben, ich hatte ohnehin nicht damit gerechnet, was von dem Spektakel zu sehen. Und so richtig nah ran kam ich auch nicht. Aber ich war gespannt, was drumherum so passieren würde (gerade in China kann ich an keinem Menschenauflauf vorbei gehen, man weiß ja nie).
Zusammen mit dem "einfachen Pekinger Volk" (so ist das auf n-tv zu lesen) verbrachte ich die zwei Stunden vor dem angekündigten Beginn der Feierlichkeit damit, eine bessere Sicht auf den Eingang zur Verbotenen Stadt an der Nordseite des Platzes des Himmlischen Frieden zu suchen, denn dort spielte sich alles ab.
Das einfache Pekinger Volk hätte sich der Einfachheit halber die Zeremonie lieber im Staatsfernsehen ansehen sollen. Zehn Meter vor jedem günstigen Aussichtspunkt war eine Polizeiabsperrung. Also sahen wir Baumkronen, Busse, Häuserecken, Hinterhöfe (durch die wir versuchsweise auch mal gelaufen sind, in der Hoffnung durch irgendein Haus auf die näher gelegene Straße zu kommen - vergeblich). Je näher der Beginn rückte, desto zahlreicher wurden die Absperrungen.
Und dann passierte es: Aus dem Augenwinkel sah ich rennende Menschen, die sich den Weg durch eine Absperrung gebahnt hatten und jetzt als Menschenmasse quer über die große (noch befahrene) Kreuzung im Süden des Platzes walzten. Direkt am Südende des Tiananmen kamen sie vor dem weißen Polizeizaun und dem kreisenden Blaulicht zum Stehen.
Es war wie ein großes Volksfest: Eltern hatten ihre Kinder geschultert, ein findiger Verkäufer machte mit zu mietenden Ferngläsern die Runde, Pärchen schossen Erinnerungsfotos.
Auch wir hatten die Gelegenheit und das allgemeine Durcheinander genutzt, um uns an den Polizisten vorbeizudrängen und beobachteten gespannt, wie hinter der Absperrung immer mehr Sicherheitskräfte zusammengezogen wurden. Als die Polizisten anfingen, Fotos von den Leuten in den ersten Reihen zu schießen, machten wir uns auf den Heimweg.
Als ich mich Stunden später endlich durch die Menschenmassen gekämpft hatte und gegen halb elf wieder in der Wohnung war, konnte ich mir schließlich doch noch anschauen, was ich an Show verpasst hatte - auf tagesschau.de.

Seit einer guten Woche fahren angeblich eine Million Autos weniger in Peking, um zu testen, welche Auswirkungen das auf die Luftqualität hat (naja, vielleicht dauert das seine Zeit, bis man Effekte sieht...). Schließlich wäre das für die Publicity ziemlich schlecht, würde die Hälfte der Marathonläufer am Abschlusstag der Spiele auf der Strecke zusammenbrechen.
Und auch das Wetter wird nicht dem Zufall überlassen (und schon gar nicht der Natur): Seit einer Weile testen die Chinesen, wie sie die Wolken über der Stadt wegschießen können (mit so kleinen Raketen). Ich habe einen schönen Beitrag gesehen, in dem die Verantwortliche erklärt hat, kleine Wolken hätten sie schon im Griff, aber an den dicken Regenwolken arbeiten sie noch.
Die Arbeiten an den Sportstätten sollen angeblich super vorankommen und teilweise schon so gut wie abgeschlossen sein. Im chinesischen Fernsehen sah ich kürzlich eine Moderation mit dem neuen Nationalstadion im Hintergrund. Tolles Ding, das wollte ich aus nächster Nähe sehen. Als wir dort ankamen, fanden wir uns auf einer Baustelle (natürlich). Aber beeindruckend ist das "Vogelnest" auch jetzt schon.

Je näher man dran ist, desto weniger bekommt man mit. Das ist ja leider allzu oft so. Also habe ich leider die Aktion von Reporter ohne Grenzen verpasst, bei der ich nur zu gerne dabei gewesen wäre. Sie wollten in Peking darauf aufmerksam machen, dass es mit der Pressefreiheit immer noch nicht so weit her ist. Die Pressekonferenz und anschließende Minidemo (auf der sie T-Shirts trugen, die die olympischen Ringe als Handschellen zeigen) reichten offenbar aus, um Sicherheitskräfte auf den Plan zu rufen, die die anwesenden Journalisten für eine Weile festhielten.
Mehr Infos zu der Aktion gibt es hier auf der Homepage von Reporter ohne Grenzen.
Und dann waren da noch die Ein-Jahr-vor-Olympia-Feierlichkeiten am 8.8. um acht nach acht abends (die 8 verheißt den Chinesen Glück und Reichtum - vielleicht auch in umgekehrter Reihenfolge). "We are ready" sollte da gesungen werden, eine tolle Show auf dem Platz des Himmlischen Friedens war angekündigt.
OK, ich muss zugeben, ich hatte ohnehin nicht damit gerechnet, was von dem Spektakel zu sehen. Und so richtig nah ran kam ich auch nicht. Aber ich war gespannt, was drumherum so passieren würde (gerade in China kann ich an keinem Menschenauflauf vorbei gehen, man weiß ja nie).
Zusammen mit dem "einfachen Pekinger Volk" (so ist das auf n-tv zu lesen) verbrachte ich die zwei Stunden vor dem angekündigten Beginn der Feierlichkeit damit, eine bessere Sicht auf den Eingang zur Verbotenen Stadt an der Nordseite des Platzes des Himmlischen Frieden zu suchen, denn dort spielte sich alles ab.
Das einfache Pekinger Volk hätte sich der Einfachheit halber die Zeremonie lieber im Staatsfernsehen ansehen sollen. Zehn Meter vor jedem günstigen Aussichtspunkt war eine Polizeiabsperrung. Also sahen wir Baumkronen, Busse, Häuserecken, Hinterhöfe (durch die wir versuchsweise auch mal gelaufen sind, in der Hoffnung durch irgendein Haus auf die näher gelegene Straße zu kommen - vergeblich). Je näher der Beginn rückte, desto zahlreicher wurden die Absperrungen.
Und dann passierte es: Aus dem Augenwinkel sah ich rennende Menschen, die sich den Weg durch eine Absperrung gebahnt hatten und jetzt als Menschenmasse quer über die große (noch befahrene) Kreuzung im Süden des Platzes walzten. Direkt am Südende des Tiananmen kamen sie vor dem weißen Polizeizaun und dem kreisenden Blaulicht zum Stehen.
Es war wie ein großes Volksfest: Eltern hatten ihre Kinder geschultert, ein findiger Verkäufer machte mit zu mietenden Ferngläsern die Runde, Pärchen schossen Erinnerungsfotos.
Auch wir hatten die Gelegenheit und das allgemeine Durcheinander genutzt, um uns an den Polizisten vorbeizudrängen und beobachteten gespannt, wie hinter der Absperrung immer mehr Sicherheitskräfte zusammengezogen wurden. Als die Polizisten anfingen, Fotos von den Leuten in den ersten Reihen zu schießen, machten wir uns auf den Heimweg.
Als ich mich Stunden später endlich durch die Menschenmassen gekämpft hatte und gegen halb elf wieder in der Wohnung war, konnte ich mir schließlich doch noch anschauen, was ich an Show verpasst hatte - auf tagesschau.de.
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