Mittwoch, 5. September 2007
pekingsommer, 12:07h
Menschen pro Quadratmeter U-Bahn, Hupgeräusche pro Wimpernschlag, Delikatessen pro Yuan - Peking ließe sich schon in Zähleinheiten zwängen. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Willkommen.














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Das Duracell-Hasen-Syndrom
pekingsommer, 12:07h
Einkaufen in China verdient einfach einen eigenen Eintrag. Wer auf der Suche nach Markenschnäppchen ist und dabei Wert auf Originale legt, sollte unbedingt in Hongkong einkaufen - aber nicht denken, in Festlandchina wirds billiger! Hier gibts nämlich eine Luxussteuer, so dass Markenware vergleichbar teuer ist wie bei uns oder sogar noch teurer.
Jetzt gibt es aber Gerüchte, dass in China viel kopiert wird und diese Ware, die dem Original manchmal täuschend ähnlich sehen soll, für n Appel und n Ei zu haben ist... Natürlich würde ich niemals etwas derart unrechtmäßig vertriebenes erwerben - aber gucken kann man ja mal. Also haben Conny und ich uns verschiedene, sagen wir mal Vertriebswege angeschaut. Eine Komödie in zwei Akten.
Akt 1
Das Untergeschoss eines mehrstöckigen Kleidermarktes irgendwo in China. Abteilung für Schuhe, Taschen und Gürtel. In ihren Buden-Boxen dösen Verkäuferinnen und Verkäufer vor sich hin. Auftritt Ich (will mich nur mal umschauen). Verkäufer-Sensor reagiert, Programm startet (Conny hat dafür den Begriff "Duracell-Hasen-Syndrom" geprägt): Verkäufer tritt einen Schritt vor, hebt den Kopf, schaut, zögert kurz und legt dann die Englisch-Platte auf:
Gürtel-Verkäufer: Lädie, come looka looka!
Ich (weiterlaufend): No, thank you.
Gürtel-Verkäufer: Very cheap!
Ich (naiv): No, thanks, I don´t need a belt.
Verkäufer: Cheap, very cheap. Cheaper for you! Where are you from?
Ich: Germany.
Verkäufer: Ah! Billiger!
Ich (erstaunt, kurz zögernd): No, I don´t want it, thank you.
Gürtel-Verkäufer (unbeeindruckt): Tell me best price!
Ich (schon zwei Stände weiter): I don´t want any.
Gürtel-Verkäufer: Cheaper!
Gürtel-Verkäufer zieht sich rückwärts in seine Box zurück und döst weiter mit gesunkenem Kopf.
Auftritt Schuh-Verkäuferin, sie sperrt mir den Weg ab.
Schuh-Verkäuferin: Lädie, want shoes!
Ich (nicht uninteressiert): What size do you have?
Schuh-Verkäuferin: ...
Ich: Biggest size?
Schuh-Verkäuferin: Looka, best quality!
Ich: OK, what – size – you - have? (male 41 in die Luft)
Schuh-Verkäuferin: OK, OK, how many do you want?
Ich: I want to try this one in 41.
Schuh-Verkäuferin: OK, wait a moment.
Ich (in freudiger Erwartung)
Schuh-Verkäuferin gibt mir Schuh (Todds in einer Prada Schachtel) mit aufgedruckter 41. Fehlen mindestens zwei Zentimeter. Offenbar andere Standards.
Ich: It´s too small.
Schuh-Verkäuferin: It´s OK! Good quality!
Ich (mit verbogenen Zehen in ausgebeultem Schuh): ?? Look!
Schuh-Verkäuferin (siehts ein): OK, try this one, more space! (zeigt auf einen offenen Schuh).
Ich (muss lachen): No, thank you.
Schuh-Verkäuferin: Give best price!
Ich (muss immer noch lachen): I don´t want it.
Schuh-Verkäuferin: Need shoes!
Ich (ein bisschen beleidigt): No, my shoes are fine!
Lasse den Schuhstand hinter mir, komme aber nicht weit. Taschenabteilung...
Eine hübsche Bottega Veneta-Imitation fängt meinen Blick. Die Verkäuferin auch.
Taschen-Verkäuferin (schon im Begriff, die von mir angeschaute Tasche vom Regal zu holen): Lädie, want nice bag? Handmade. Real leather.
Ich (nehme die Tasche und fühle Vollplastik): How much?
Taschen-Verkäuferin (zaubert einen Taschenrechner hervor und tippt ein): 1600 (Anmerkung: Das wären dann 160 Euro)
Ich: Das ist ja wohl ein Witz.
Taschen-Verkäuferin: Very cheap, handmade, real leather, looka!
Ich (wende mich empört ab): ...
Taschen-Verkäuferin (ruft mir hinterher): You give me best price!
Ich (ignoriere sie)
Taschen-Verkäuferin (ruft lauter): Lädie! You give me best price! Good quality!
Ich (genervt, schon drei Stände weiter)
Taschen-Verkäuferin (mittlerweile recht biestig, kommt hinterher, packt mich an meiner Umhängetasche, zerrt mich zurück und zerkratzt mir dabei den Rücken): You give best price!!
Ich (stinksauer): Let go!
Taschen-Verkäuferin: I give cheaper!
Ich (verkneife mir unter größter Anstrengung Handgreiflichkeiten und Kraftausdrücke) suche das Weite und brauche erst einmal eine Shoppingpause.
Akt 2
Eine Einkaufsstraße in der Innenstadt. Gemütlich schlendern wir an diversen Geschäften vorbei, da stürzt plötzlich hinter einem Ampelpfosten ein dürrer Mann hervor und wedelt mit einem laminierten Blatt unter unseren Nasen herum.
Verkäufer: Wanna watch! Gucci, Rolex!
Ich (noch gut gelaunt): No, thanks.
Verkäufer: You want nice baaags, hä?
Ich: No.
Verkäufer: LV bags, nice bags, Gucci, Prada!
Ich: I don´t want any.
Verkäufer: Footmassage?!
Ich: ?
Zweiter Verkäufer kommt angerannt, wedelt auch mit einem laminierten Zettel: He Lädie! Bags!
Ich (schon ein bisschen genervt, zu Conny gewandt, die klug war und schon ein bisschen weiter gelaufen ist): Also jetzt hab ich bald keine Lust mehr.
Verkäufer 1 versucht sein Glück zwischendurch bei einem Westler, der uns entgegenkommt. Mit halbem Ohr höre ich die erweiterte Produktpalette: Want nice chinese girls, very young, nice!
Mann lacht, läuft aber weiter. Ich wundere mich.
Jetzt gibt es aber Gerüchte, dass in China viel kopiert wird und diese Ware, die dem Original manchmal täuschend ähnlich sehen soll, für n Appel und n Ei zu haben ist... Natürlich würde ich niemals etwas derart unrechtmäßig vertriebenes erwerben - aber gucken kann man ja mal. Also haben Conny und ich uns verschiedene, sagen wir mal Vertriebswege angeschaut. Eine Komödie in zwei Akten.
Akt 1
Das Untergeschoss eines mehrstöckigen Kleidermarktes irgendwo in China. Abteilung für Schuhe, Taschen und Gürtel. In ihren Buden-Boxen dösen Verkäuferinnen und Verkäufer vor sich hin. Auftritt Ich (will mich nur mal umschauen). Verkäufer-Sensor reagiert, Programm startet (Conny hat dafür den Begriff "Duracell-Hasen-Syndrom" geprägt): Verkäufer tritt einen Schritt vor, hebt den Kopf, schaut, zögert kurz und legt dann die Englisch-Platte auf:
Gürtel-Verkäufer: Lädie, come looka looka!
Ich (weiterlaufend): No, thank you.
Gürtel-Verkäufer: Very cheap!
Ich (naiv): No, thanks, I don´t need a belt.
Verkäufer: Cheap, very cheap. Cheaper for you! Where are you from?
Ich: Germany.
Verkäufer: Ah! Billiger!
Ich (erstaunt, kurz zögernd): No, I don´t want it, thank you.
Gürtel-Verkäufer (unbeeindruckt): Tell me best price!
Ich (schon zwei Stände weiter): I don´t want any.
Gürtel-Verkäufer: Cheaper!
Gürtel-Verkäufer zieht sich rückwärts in seine Box zurück und döst weiter mit gesunkenem Kopf.
Auftritt Schuh-Verkäuferin, sie sperrt mir den Weg ab.
Schuh-Verkäuferin: Lädie, want shoes!
Ich (nicht uninteressiert): What size do you have?
Schuh-Verkäuferin: ...
Ich: Biggest size?
Schuh-Verkäuferin: Looka, best quality!
Ich: OK, what – size – you - have? (male 41 in die Luft)
Schuh-Verkäuferin: OK, OK, how many do you want?
Ich: I want to try this one in 41.
Schuh-Verkäuferin: OK, wait a moment.
Ich (in freudiger Erwartung)
Schuh-Verkäuferin gibt mir Schuh (Todds in einer Prada Schachtel) mit aufgedruckter 41. Fehlen mindestens zwei Zentimeter. Offenbar andere Standards.
Ich: It´s too small.
Schuh-Verkäuferin: It´s OK! Good quality!
Ich (mit verbogenen Zehen in ausgebeultem Schuh): ?? Look!
Schuh-Verkäuferin (siehts ein): OK, try this one, more space! (zeigt auf einen offenen Schuh).
Ich (muss lachen): No, thank you.
Schuh-Verkäuferin: Give best price!
Ich (muss immer noch lachen): I don´t want it.
Schuh-Verkäuferin: Need shoes!
Ich (ein bisschen beleidigt): No, my shoes are fine!
Lasse den Schuhstand hinter mir, komme aber nicht weit. Taschenabteilung...
Eine hübsche Bottega Veneta-Imitation fängt meinen Blick. Die Verkäuferin auch.
Taschen-Verkäuferin (schon im Begriff, die von mir angeschaute Tasche vom Regal zu holen): Lädie, want nice bag? Handmade. Real leather.
Ich (nehme die Tasche und fühle Vollplastik): How much?
Taschen-Verkäuferin (zaubert einen Taschenrechner hervor und tippt ein): 1600 (Anmerkung: Das wären dann 160 Euro)
Ich: Das ist ja wohl ein Witz.
Taschen-Verkäuferin: Very cheap, handmade, real leather, looka!
Ich (wende mich empört ab): ...
Taschen-Verkäuferin (ruft mir hinterher): You give me best price!
Ich (ignoriere sie)
Taschen-Verkäuferin (ruft lauter): Lädie! You give me best price! Good quality!
Ich (genervt, schon drei Stände weiter)
Taschen-Verkäuferin (mittlerweile recht biestig, kommt hinterher, packt mich an meiner Umhängetasche, zerrt mich zurück und zerkratzt mir dabei den Rücken): You give best price!!
Ich (stinksauer): Let go!
Taschen-Verkäuferin: I give cheaper!
Ich (verkneife mir unter größter Anstrengung Handgreiflichkeiten und Kraftausdrücke) suche das Weite und brauche erst einmal eine Shoppingpause.
Akt 2
Eine Einkaufsstraße in der Innenstadt. Gemütlich schlendern wir an diversen Geschäften vorbei, da stürzt plötzlich hinter einem Ampelpfosten ein dürrer Mann hervor und wedelt mit einem laminierten Blatt unter unseren Nasen herum.
Verkäufer: Wanna watch! Gucci, Rolex!
Ich (noch gut gelaunt): No, thanks.
Verkäufer: You want nice baaags, hä?
Ich: No.
Verkäufer: LV bags, nice bags, Gucci, Prada!
Ich: I don´t want any.
Verkäufer: Footmassage?!
Ich: ?
Zweiter Verkäufer kommt angerannt, wedelt auch mit einem laminierten Zettel: He Lädie! Bags!
Ich (schon ein bisschen genervt, zu Conny gewandt, die klug war und schon ein bisschen weiter gelaufen ist): Also jetzt hab ich bald keine Lust mehr.
Verkäufer 1 versucht sein Glück zwischendurch bei einem Westler, der uns entgegenkommt. Mit halbem Ohr höre ich die erweiterte Produktpalette: Want nice chinese girls, very young, nice!
Mann lacht, läuft aber weiter. Ich wundere mich.
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